Wirtschaftliche Unabhängigkeit finden
Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten jeden Tag viele Stunden und haben trotzdem nicht genug, um das Nötigste zu kaufen, geschweige denn, um Ihren Kindern eine höhere Ausbildung zu ermöglichen oder Ihre Träume zu verwirklichen. Oder stellen Sie sich vor, dass Ihre hart erarbeitete Ausbildung den Anforderungen des Arbeitsmarktes nicht gerecht wird, so dass es unmöglich ist, einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. Dies ist die Realität für viele Menschen in Ostafrika.
Beim wirtschaftlichen Empowerment geht es darum, bedürftige Menschen in die Lage zu versetzen, wirtschaftlich unabhängig zu werden, damit sie ein selbstbestimmtes Leben führen können. Trotz des Wirtschaftswachstums in Ostafrika sind die Armutsraten nach wie vor sehr hoch, wovon vor allem die Landbevölkerung und die junge Generation in den Großstädten betroffen sind. Unsere Arbeit in diesem Fokusbereich stützt sich auf zwei Initiativen: Unternehmensentwicklung und Berufsbildung.
Unternehmensentwicklung in Ostafrika
Seit 2018 hat sich Basic Entrepreneur Training (BET), ein leistungsfähiges Bildungsprogramm, als erfolgreicher Weg zur Bekämpfung der extremen Armut im ländlichen Ostafrika erwiesen. Das von Hilti Foundation unterstützte und von der NRO Hand in Hand International geleitete Programm soll Mitgliedern von Selbsthilfegruppen beibringen, wie sie ein Kleinstunternehmen gründen und ein nachhaltiges Einkommen oberhalb der Armutsgrenze erzielen können, die mit 1,9 USD pro Tag definiert ist. Neben grundlegenden unternehmerischen Fähigkeiten und finanziellen Kenntnissen umfasst der Lehrplan auch technisches Know-how in der Landwirtschaft und eine Ausbildung in der Tischbank für Gruppen. Hier können Einzelpersonen Mikrokredite aufnehmen, um ein Unternehmen in den attraktivsten Wertschöpfungsketten der Region zu gründen, z. B. in den Bereichen Milchwirtschaft, Geflügel und andere Produkte. Bis Ende 2022 hatte das Projekt 31.000 Landwirte geschult und 27.000 Unternehmen gegründet. Etwa 60 % von ihnen waren in der Lage, in weniger als einem Jahr nach Beginn des Programms ein Einkommen oberhalb der Armutsgrenze zu erzielen. Ziel ist es, bis 2025 40.000 Kleinstunternehmen zu gründen und damit rund 300.000 Menschen zu helfen.
In einer nächsten Phase unterstützt die Hilti Foundation jene Kleinstunternehmer, die ihr Geschäft weiter ausbauen wollen, mit einem Aufbauprogramm das auf drei Säulen beruht: Geschäftsplanung und Coaching, Finanzierung von Betriebskapital und Organisation in Genossenschaften. Derzeit werden 3.000 Unternehmer im Rahmen einer Pilotkohorte geschult. Bis 2025 sollen im Rahmen des Programms 20.000 formelle kleine/mittlere Unternehmen mit einem Nettoeinkommen von 8-10 USD entstehen. Dies entspricht dem Niveau einer ländlichen Mittelschicht und wird die Wirtschaftstätigkeit im ländlichen Ostafrika fördern.
Berufsbildungssystem in Ostafrika
Unsere zweite Initiative auf Wirtschaftliche Befähigung konzentriert sich auf die Berufsausbildung in den Bereichen Krankenpflege und Bauwesen. In den letzten sechs Jahren hat der Partner von Hilti Foundation, SolidarMed, ein dezentrales Berufsausbildungsmodell für Krankenschwestern und Hebammen in drei Schulen eingeführt. Das Projekt hat eine Kapazität von 1.500 Schülern erreicht und bildet jährlich mehr als 500 Krankenschwestern und Hebammen aus. Aufgrund des grossen Bedarfs an Krankenschwestern und -pflegern im Land und der guten Projektergebnisse hat das sambische Gesundheitsministerium beschlossen, dieses innovative Ausbildungsprogramm für Krankenschwestern und -pfleger landesweit einzuführen. Zunächst wird SolidarMed die Projektleitung übernehmen, die dann schrittweise an die Provinzregierung übertragen werden soll.
Im Jahr 2022 hat die Hilti Foundation ein duale Berufsausbildung für Elektriker und Klempner in Kenia nach dem Schweizer Modell. Anfang November 2022 begann der erste Jahrgang von 120 Lehrlingen, die aus 24 Elektro- und Sanitärbetrieben rekrutiert wurden, ihre Berufsausbildung. Nach zwei Jahren Ausbildung in den teilnehmenden Unternehmen (70 %) und Berufsschulen (30 %) werden sie mit einem staatlich anerkannten Diplom abschließen. Unser Ziel ist es, mit diesem Projekt einen Leuchtturm zu schaffen, der weiter ausgebaut und in anderen Baugewerken und hoffentlich auch in anderen Berufen repliziert werden kann.
Durch diese Initiativen erhalten viele Menschen in Ostafrika die Chance, der Armut zu entkommen und aus eigener Kraft Teil einer aufstrebenden Mittelschicht zu werden.
Entwicklung von Unternehmen
Gemeinsam mit Partnern führt Hilti Foundation professionelle Schulungs- und Coaching-Modelle für Menschen in ländlichen Gebieten Ostafrikas durch, um profitable und nachhaltige landwirtschaftliche Betriebe aufzubauen. Das Programm vermittelt zunächst grundlegende Fähigkeiten für die Führung eines kleinen Unternehmens, organisiert aber auch landwirtschaftliche Betriebe in größeren Genossenschaftsstrukturen, um größere wirtschaftliche Vorteile zu erzielen. Die Initiative setzt sich auch für Infrastrukturinvestitionen der lokalen Regierungen und öffentliche Investitionen in die landwirtschaftliche Ausbildung ein.
Dezentrale Krankenschwesternausbildung
Um den Zugang zur Gesundheitsversorgung für die ländliche Bevölkerung zu verbessern, führt Hilti Foundation zusammen mit seinem Partner SolidarMed ein praktisches und dezentrales Ausbildungssystem für Krankenschwestern ein. Das dezentrale Modell funktioniert, indem sich ein großes Krankenhaus mit mehreren ländlichen Krankenhäusern zu Ausbildungszwecken zusammenschließt. Auf diese Weise wird die jährliche Zahl der Schüler erhöht und eine qualitativ hochwertige Ausbildung gewährleistet. Neben der Ausbildung ist auch eine angemessene Unterbringung von entscheidender Bedeutung, um medizinisches Personal in ländlichen Gebieten zu halten. Deshalb arbeitet Hilti Foundation mit SolidarInvest zusammen, das erschwingliche und sichere Häuser für Pflegepersonal in ländlichen Gebieten baut. Durch die Kombination von Bildung und Wohnen ist das Programm zu einem echten Erfolg geworden.
Duale Berufsausbildung
Die Hilti Foundation entwickelt ein Berufsbildungssystem für baunahe Berufe, das die junge Generation mit den für den Markt erforderlichen Fähigkeiten ausstattet. Durch neue öffentlich-private Partnerschaften zwischen lokalen Unternehmen und ihren Verbänden sowie Ausbildungseinrichtungen und ihren Aufsichtsbehörden sorgt die Stiftung für die in der Baubranche erforderliche praktische Ausbildung. Dies soll zu Projekten führen, die eine "Leuchtturmwirkung" haben und einen systemischen Bildungswandel in den ostafrikanischen Ländern herbeiführen.