Studie: Was wir über Biodiversität in Liechtenstein wissen
Liechtenstein erstreckt sich auf rund 160 km2 und ist rein flächenmässig ein kleines Land. Dennoch verfügt es über vielfältige Naturräume - vom Tal bis in die Hochlagen. Doch was wissen wir über die Biodiversität in Liechtenstein und wie können wir uns für ihre Erhaltung stark machen?
Dieser Frage ging der Diplom-Biologe Rudolf Staub von RENAT (Amt für Raumentwicklung und Natur) im Auftrag der Hilti Foundation nach. In zwei Studien (2021, 2023) untersuchte er die Dokumentation und Entwicklung von Biodiversität und der Landschaft in Liechtenstein. Während die erste Studie einen Überblick über die in Liechtenstein erhobenen Daten lieferte, analysierte die Folgestudie die Veränderungen verschiedener Naturräume und Arten in den letzten Jahrzehnten. Ziel war es, mögliche Handlungsfelder zur Förderung von Biodiversität für die Stiftung zu identifizieren.
Schwerpunkt der Forschung: Besondere Lebensräume und Arten
Eine Analyse der aktuellen Datenlage in Liechtenstein in der Studie „Naturkundliche Forschung und Monitoring“ (2021) zeigte, dass Liechtenstein bis 1970 naturkundlich schlecht erforscht war. In den letzten Jahrzehnten konnte schliesslich, bezogen auf die Landesfläche, ein hoher Wissensstand erreicht werden – allerdings mit einem klaren Fokus auf Randphänomene und deren Besonderheiten. Biologische Vielfalt und die Entwicklung in der „Normallandschaft“ sind bis heute unterrepräsentiert. In den Liechtensteiner Nachbarländern haben sich dazu standardisierte Verfahren in Form von Biodiversitätsmonitorings etabliert, die sehr langfristig angelegt sind und klassischerweise in den Aufgabenbereich des Staates fallen. Liechtenstein verfügt derzeit über kein derartiges Monitoring. Angesichts der Biodiversitätskrise mit Artenschwund und abnehmenden Tierdichten sollte der Fokus aber verstärkt auf die Biodiversität im Allgemeinen und damit auch auf die häufigen Arten gelegt werden, so das vorläufige Fazit.
Vom Alpenrhein bis in die Hochlagen von Malbun
Die zweite Studie hatte zum Ziel, wissenschaftliche Daten zur Entwicklung der biologischen Vielfalt in verschiedenen Naturräumen zu gewinnen. Im Bericht „Modellräume und Massnahmen“ (2023) wurde ein circa 1000 Meter breiter Modellraum (Transekte) untersucht, der sich von Bendern bis Malbun erstreckt und maximal viele unterschiedliche Naturräume umfasst. Über die vergangenen Jahrzehnte zeigen sich auf dem exemplarisch ausgewählten Landschaftsausschnitt deutliche Veränderungen, wie z.B. eine zunehmende Versiegelung der Bodenflächen, wachsende Ackerflächen mit einheitlicher Bepflanzung, sowie der Verlust wertvoller Lebensräume durch Intensivierung oder Nutzungsaufgabe. Zusammen mit der Studie aus dem Jahr 2021 schafft die zweite Studie eine Faktenbasis für die Festlegung von Massnahmen zum Schutz der Biodiversität in Liechtenstein.
Sensibilisierung: Vermittlung von Wissen über Biodiversität
Das Verständnis der allgemeinen Bevölkerung für die verschiedenen Aspekte und Zusammenhänge von Biodiversität ist noch unterentwickelt. Dieses Wissen ist jedoch sowohl für die Akzeptanz als auch für das Verständnis der verschiedenen (Schutz-)Maßnahmen unerlässlich. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit kann daher einen wichtigen Beitrag zum Anliegen von Biodiversität und dessen Erhalt leisten. Die Hilti Foundation hat drei mögliche Handlungsfelder zur Förderung von Biodiversität identifiziert. Im Mittelpunkt steht dabei die Öffentlichkeitsarbeit. Die Unabhängigkeit und Flexibilität von Hilti Foundation ist ein entscheidender Vorteil bei der Verfolgung neuer Ansätze zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für Biodiversität und die Landschaftsentwicklung.
Die beiden Studien wurden von Rudolf Staub (RENAT) im Auftrag der Hilti Foundation durchgeführt. Rudolf Staub ist Diplombiologe mit den Schwerpunkten Ökologie, Landschaft, Wasser und Raumentwicklung. Inhaltlich unterstützt und begleitet wurden die Studien von einer professionellen Projektgruppe, der Dr. Mario F. Broggi, Dr. Felix Näscher und Dr. Andreas Moser angehörten.
Studien zum Download: